Wie die Bienen zu uns kamen

Wie viele andere Menschen beschäftigt mich der Gedanke an die Umwelt und die Zukunft meiner Kinder schon sehr lange. Der Klimawandel beschwört ein dunkles Szenario für die Menschheit herauf, ich denke wir müssen alles tun, um seine Auswirkungen so weit wie möglich zu beschränken. Dazu gehört auch der Erhalt der Biodiversität, die unter Intensivlandwirtschaft, wachsendem Verkehr und Landzersiedelung arg gelitten hat. Besonders stark sind die Insekten unter menschlichem Handeln betroffen, die Anzahl der Arten und Individuen zurückgegangen. Plakativ dafür wurde in den Medien die Biene als Symbol für die Abhängigkeit des Menschen von der Natur verwendet und das verfehlte seine Wirkung auf mich nicht. Ich wollte der Biene helfen, damit sie mit ihrer Bestäubungsleistung unsere Existenz sichert. Konkret. Aber wie?

Lernen, lernen, lernen

Da stieß ich auf die Einladung des Stadtbienen e.v. zu einem Schnupperkurs Bienenhaltung im Sommer 2017. An einem langen Vormittag wurden Interessierte wie ich in das Leben und den Jahreszyklus der Biene eingeführt, wir erfuhren wie man Bienen um Ihrer selbst halten kann. Alles ganz entspannt, es kostet nicht viel Zeit (höchstens so viel wie eine wöchentliche Tennisstunde) und auch nicht viel Geld, um damit anzufangen. Ideale Ausgangslage, wenn man Bienen hält, um Bienen zu halten. Ich kehrte hochmotiviert vom Kurs zurück, doch ich wollte die Dinge angesichts weiterer Verpflichtungen entspannt angehen. Darum passierte erstmal nur wenig.

Der Luxemburger Imkerverband FUAL empfiehlt jedem Jungimker, erstmal Mitglied in einem der zahlreichen Kantonalvereine für Bienenzüchter zu werden. Ich bin dem gefolgt und habe es nicht bereut, im Gegenteil: die Unterstützung durch den Verband, die Mitglieder der Vereine und der Imkerzubehörhändler ist für angehende Imker eine große Unterstützung und auch Entlastung bei allen Zweifeln.

Im Januar 2018 besuchte ich den theoretischen Kurs für Bienenhaltung, der von der FUAL organisiert wird. In fünf mehrstündigen Themenpaketen informierte der Bienenberater uns über alles, was ein Imker über die Biene und ihre Lebenswelt wissen muss. Eines wurde sehr schnell klar: der Bienenberater sieht die Biene ganz unsentimental als Quelle der Bienenprodukte, um die es beim Imkern geht. Honig, Pollen, Propolis, zack - Biodiversität ja, aber bitte hinten anstellen. Dennoch fühlte ich mich nach dem Kurs gerüstet für höhere Aufgaben.

Zuhause war es komplizierter. Dort wurde die Biene wie wohl bei der Masse der Menschen vor allem als Stechapparat mit Hang zur Bienenstichallergie wahrgenommen, deshalb war die Familie entsprechend skeptisch gegenüber der Idee, eine Bienenkiste in unserem Garten zu installieren - zumal neben spielenden Kindern. Das hielt meine Lieben jedoch nicht davon ab, mich mit allerlei Büchern und Informationen zur Biene und ihrem Leben zu füttern. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse träufelte ich denn auch artig in unsere Familiengespräche ein und erhielt - tata - am Ende die Genehmigung zum Aufstellen einer Bienenkiste in unserem Garten.

Das wiederum führte zu Gesprächen mit anderen Imkern aus Mersch, die ich ab März 2018 bei den praktischen Bienenkursen traf, die der Merscher Bienenzüchterverein für seine Mitglieder anbot. Die erfahrenen Imker meinten, dass man am Anfang idealerweise mindestens zwei Völker betreuen sollte, um bei Verlust eines Volkes ausreichend Motivation zum Weitermachen zu haben. Auf dem Bienenstand unseres Präsidenten Nico Turmes konnten wir einmal im Monat den Lebenszyklus der Bienen verfolgen und es wurden die notwendigen Arbeiten demonstriert. Hier wurden die theoretischen Kenntnisse durch praktische Erfahrungen untermauert, und das so nachhaltig, dass selbst gestandene Imker immer wieder an diesen praktischen Kursen teilnehmen, weil man immer wieder einen kleinen Trick oder einen praktischen Handgriff dazulernt.

Changes

Mit der Zeit bemerkte ich an mir eine Veränderung, die wohl jeder Imker durchmacht: ich betrachtete das Wetter und die Natur mit neuen Augen. Zukünftig drehten sich meine Betrachtungen stärker darum den Zustand der Vegetation daraufhin zu beurteilen, was dies für meine Arbeit an den Bienenvölkern bedeuten könnte. Welche Bäume und Pflanzen blühten? Genügt diese Frühjahrstracht, um die auswinternde Bienenkugel zu ernähren? Muss ich zufüttern, damit das Volk diese kritische Zeit übersteht? Wann ist die Tracht in vollem Gang, so dass ich Honigrahmen auf die Brutbeute setzen kann? Das war eine angenehme Erkenntnis.

Die Ankunft

Im Juli 2018 kam der Anruf vom Präsidenten unseres Vereins, der sich auch mit der Zucht von Bienen beschäftigt und bei dem ich mein erstes Volk bestellt hatte. Mein Ableger war fertig. Ein Ableger ist ein Minivolk mit Königin, das aus einem starken Volk heraus"gezogen" wird. Aus diesem Ableger sollte mein Volk entstehen. Ein Buckfast- Traum auf Dadant.

Ich eilte also zum Imkerzubehörhändler meines Vertrauens, der mich geduldig und umfassend zu Gerätschaften und Werkzeugen beriet, die man am Anfang der Arbeit benötigt. Ein paar Tage später stellte ich meine erste Bienenbeute im Garten auf und verfrachtete den Ableger hinein, der sich dort ohne Irritationen einnistete. Ich setzte einen Tank mit Zuckerlösung obendrauf, um dem Ableger ein starkes Wachstum zu sichern.

Ein erhebendes Gefühl wuchs in mir, nun noch ein bisschen mehr Teil der lokalen Biodiversität zu sein. Künftig wurden alle Gärten in der Nachbarschaft kritisch auf Vorhandensein von Pollenblüten oder Nektarquellen überprüft, Schottergärten und Steinwüsten taten noch ein bisschen mehr im Auge weh.

Entgegen allen Befürchtungen meiner Familie waren unsere Bienen gar nicht stechwütig, sehr sanft, immer auf Futter fokusiert, nur manchmal vielleicht etwas ungeschickt. Dann konnte es zu schmerzhaften Zusammenkünften zwischen mir und der Biene kommen, die das gar nicht gut vertrug. Schade.

Der Sommer war geprägt von zwei gegensätzlichen Interessen: auf der einen Seite wollte ich natürlich immer bei meinen Mädels sein, um sie ausgiebig zu studieren und alles zu lernen; auf der anderen Seite sollten sie natürlich nicht in ihrem Sein und Wachsen gestört oder gar behindert werden. Und das Volk wuchs heran.

Erster Winter

Im Herbst 2018 war ein stattliches Volk herangewachsen und konnte nach einer Varroabehandlung in den Winter geschickt werden. Ich habe in diesem Winter gelernt, dass man das Flugloch zum Schutz vor Honigräubern zwar mit einem Keil verkleinert, aber niemals vollständig verschließen sollte. Es dauerte keine zwei Wochen und die toten Bienen verstopften den gesamten Eingangsbereich in den Bau. Uncool für die sehr reinlichen lebenden Bienen.

Im Frühjahr konnte ich ein sehr stabiles Völkchen auswintern und die Königin legte fleißig Eier, um ihre Untertanen wieder auf Volksstärke zu vergrößern. Die Tracht kam so reichlich, dass ich im März zunächst nicht zufüttern musste, im Gegenteil Honigrahmen mit Mittelwänden aufsetzen konnte, die von den Bienen flugs zu ganzen Waben erweitert und dann mit dem flüssigen Gold gefüllt wurden.

Erste Ernte

Mit der ersten Ernte wurden neue Gerätschaften notwendig, die ich über ein Inserat auf der Webseite der FUAL gebraucht erwarb. Das erste Schleudern und Abfüllen des Honigs war ein Fest, ich gewann das erste Entdecklungswachs und entdeckte Stück für Stück den Lebenszyklus der Biene. Aber auch das notwendige Maß an Arbeit, dass jetzt so gar nicht mehr einer Tennisstunde entsprach, und nowendige Investitionen, die gerade für Anfänger mit wenig Völkern vergleichsweise hoch sind. Es ist also, will man den Honig gewinnen, kein billiges, zeitarmes Hobby.

Andererseits ist die Gefahr, ein sich selbst überlassenes Volk zu verlieren, recht hoch. Wie bei allen Haustieren hat man natürlich eine Verantwortung gegenüber dem Tier. So muss jeder für sich entscheiden, wieviel Pflege nötig ist, um dieser Verantwortung gerecht zu werden. Ich betrachte meine Bienen jedenfalls nicht als Nutztiere, auch wenn Sie mir Honig und andere Bienenprodukte liefern. Dementsprechend reduziere ich meinen Einfluß bei unseren Bienen auf das notwendige Minimum, das lebenserhaltend ist. Den Rest dürfen die Bienen selbst entscheiden.

Mit der Ernte kam natürlich auch die Frage nach dem Verbrauch des Honigs auf. Unsere Immen waren so fleissig, dass wir mehr Honig bekamen, als wir selbst verbrauchen konnten und so stellte sich die Frage nach weiteren Abnehmern, Nachdem die gesamte Familie versorgt war, entschieden wir, den restlichen Überhang zur Deckung unserer Investitionskosten zu benutzen, sprich: den Honig zu verkaufen. Und dazu entstand dieser Internetshop!

Wer bis hierher gelesen hat, war sehr fleißig und sollte sich nun etwas ausruhen, das Gelesene sich setzen lassen. Am besten bei einer Tasse Tee mit leckerem Merscher Honig!

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