Zur Wintersonnenwende im Dezember beginnt für die Bienen die harte Überlebenszeit. Zuvor hat der Imker seine Völker winterfertig gemacht ("eingewintert") und die Königin im September angefangen, Eier für die Winterbienen zu legen. Diese Winterbienen unterscheiden sich von den Sommerbienen enorm: sie leben länger, ihr Biorhytmus verläuft langsamer, um Energie zu sparen und sie sind gegenüber niedrigen Temperaturen widerstandsfähiger. Ihre Aufgabe ist es, die Königin wohlbehalten durch den Winter zu bringen.
Im Dezember beginnt dann für unsere Mierscher Beien der Ernst. Am Beginn oder im ersten Drittel des Dezember, je nach Wetter, hört die Königin auf, Eier zu legen, so dass das Volk zur Wintersonnenwende brutfrei ist. In den kalten Temperaturen des Winters ist das Volk bereits beträchtlich zusammengeschrumpft. Jetzt müssen die verbleibenden Bienen die Königin füttern und in einer sogenannten Wintertraube aneinandergekuschelt wärmen, bis diese (ausgelöst durch Wetter und Sonnenstand) Ende Dezember wieder anfängt, Eier für eine neue Brut zu legen.
Diese Brutlücke nutzt der Imker, um die Bienen ein letztes Mal im Jahr gegen den größten neuzeitlichen Feind der Biene, die Varroamilbe, zu behandeln. Dabei kommt Oxalsäure zur Anwendung, die die Mierscher Beien nicht wirklich mögen, die aber in Konzentration und Wirkung für die Bienen relativ ungefährlich ist. Gegen die Varroa jedoch ein wirkungsvolles Gift, was der Imker in den Tagen nach der Behandlung unter dem Volk, auf dem Beutenboden, konstatieren kann. Die Oxalsäure wird mit feinem Zucker vermischt, der an den Bienen als Kleber für das Varroagift wirkt, die beim Erklimmen der Bienen in Kontakt mit der Säure kommen und daran sterben. Dann wird diese Lösung vorsichtig auf die Bienen getropft, bei versucht der Imker, so viele Mierscher Bienen wie möglich in der Traube zu beträufeln, um die Wirkung der Säure maximal breit zu entfalten. Da keine Brut existiert, in der sich die Varroa sonst versteckt und ihre Eier legt, kann sie den Dämpfen der Oxalsäure nicht entrinnen und stirbt.
Damit ist eine große Belastung vom Bienenvolk genommen, welches damit stabiler durch den Winter kommt. Und der Imker kann beruhigt den Wiederbeginn der Vegetation im Frühjahr erwarten. Meist sitzt er dafür am Fenster mit Blick auf die Winterlandschaft, in der Hand eine Tasse mit Kräutertee, der mit seinem leckeren Bienenhonig gesüßt ist.